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„Reduce to the max“- lautet ein Reklamespruch. So absurd, beinahe surrealistisch er klingt, so sehr paßt diese Maxime auf die Keramik von Christiane Bernstiel. Sie beschränkt sich in ihrer Kunst auf das Wesentliche: die Plastizität der Form. Die Glasur für das Gefäß dient als schöne Haut, als ein Gewand, welches durch den Brand mal mehr, mal weniger prächtig ausfällt, nie wird sie zum Selbstzweck.
Die Konzentration liegt immer auf dem einzelnen Stück: der Bodenvase, der Pflanzschale, der Teekanne, dem Krug; Steinzeug hochgebrannt bei 1260°C oder Raku- Keramik bei ca 1000° C.
Ganz gleich, ob es sich um gedrehte Stücke handelt oder um gebaute, montierte, egal, wie „gewagt“ die doch einfache, strenge Form sich ausnehmen mag- jede ist klar gegliedert, jede hat einen Fuß, einen Bauch, einen Hals und manchmal auch einen Kopf. Die Gefäße sind so ausdrucksstark, daß sie sehr wohl für sich allein stehen und wie Skulpturen betrachtet werden können, Skulpturen, die Leichtigkeit und Eleganz ausstrahlen und die man mit großem Genuß im Alltag benutzen kann.
Weitausladende Schneppen von Teekannen laden geradezu ein, auszugießen in dünnwandige Schälchen, ohne daß ein Tröpfchen hinterher kleckert. Die vielen Krüge, in denen sich wunderbar Blumen arrangieren lassen, erinnern in ihrer expressiven Art, in ihrem Gestus an Vögel, wenn auch nur als humorvolle Assoziation.
Der mögliche Gebrauch eines solchen Gegenstands ist für die Keramikerin die anfängliche Herausforderung, der Impuls, im Verlauf der Arbeit wird er zur Begrenzung, die vor Verstiegenheiten bewahrt, zu denen das Spiel mit solch einfachen Formen wie Kugel, Kegel und Zylinder einen leicht verführen kann. Hier zeigt sich der Ursprung ihrer Formensprache: die Keramik ihrer Eltern Liebfriede Bernstiel und Otto Lindig – beide Vertreter der klassischen Moderne. In den Arbeiten von Christiane Bernstiel lebt sie auf sehr zeitgenössische Art und Weise fort.